Video-Reihe: Alles, was Sie für Ihr Testament wissen müssen
Wie verfasse ich ein rechtsgültiges Testament? Wie kann ich jemanden enterben? Diese und weitere Fragen beantwortet Anwalt und Notar Dr. Lohmeyer in 7 Videos
Dr. Andreas Lohmeyer ist Anwalt & Notar und Spezialist für Erbrecht, sowie Patientenverfügungen und Vollmachten. Er berät Afilio bei der Entwicklung dieser Dokumente und deren Anwendung in der Praxis. Im August haben wir gemeinsam ein Webinar veranstaltet, in welchem er über die größten Irrtümer im Erbrecht aufgeklärt und die Fragen von Afilio-Nutzern beantwortet hat. Das Webinar finden Sie hier:
Die wichtigsten Fragen hat Dr. Lohmeyer in 7 kurzen Videos beantwortet:
Inhaltsverzeichnis
Was ist ein Testament und warum brauche ich es?
Ein Testament ist ein Nachlass-Verteilungsplan. Mit dem Testament legen Sie fest, wie Ihr Vermögen nach Ihrem Tod aufgeteilt werden soll. Sie ordnen Ihre Vermögenswerte innerhalb der Familie oder Freunden so zu, wie es Ihrem persönlichen Gerechtigkeitsgefühl entspricht. Gibt es kein Testament, tritt die gesetzliche Erbfolge ein und das Gesetz verteilt das Vermögen. Dabei wird eine Erbengemeinschaft gebildet. Sie ist eine Zwangsgesellschaft, in welcher alle gemeinsam zu unterschiedlichen Anteilen am Gesamtvermögen beteiligt sind. Eine Erbengemeinschaft kann ohne Testament nur einvernehmlich vermieden werden. Sobald auch nur ein Erbe dem widerspricht, geht das nicht. Deshalb ist es die Verantwortung eines jeden, diese Erbengemeinschaft zu verhindern und ein Testament zu erstellen. Nicht nur bei hohem Vermögen, sondern weil man Teil einer Familie ist.
Was ist ein Berliner Testament?
Mit einem Berliner Testament kann ein Ehepaar die gesetzliche Erbfolge verhindern. Dabei geht das Gesamtvermögen des Erstverstorbenen an den Ehepartner und nichts an die Kinder, für welche die gesetzliche Erbfolge die Hälfte des Vermögens vorsehen würde.
Wie mache ich bei meinem Testament alles richtig?
Es gibt nur zwei formelle Möglichkeiten ein rechtsgültiges Testament zu erstellen:
- durch eine Beurkundung beim Notar oder
- handgeschrieben auf Papier
Vermerken Sie immer Ort und Datum. Das ist vor allem dann wichtig, wenn es mehrere Testamente gibt bzw. Änderungen vorgenommen wurden. Schließlich muss ersichtlich sein, welcher Ihr letzter Wille war.
Bevor Sie Ihr Testament verfassen, ist es hilfreich einen Überblick über Ihre familiäre Situation (z.B einen Stammbaum) und eine Übersicht über Ihre Vermögenssituation vorzubereiten. Danach können Sie Ihr persönliches Gerechtigkeitsgefühl beschreiben. Ein Notar hilf Ihnen Ihren wahren Willen in Worte zu fassen und diesen auch rechtssicher umzusetzen. Dabei werden auch steuerliche Vor- und Nachteile berücksichtigt.
Am wichtigsten ist es, seinen Willen klar zum Ausdruck zu bringen. Missverständnisse und Unklarheiten führen oft zu Rechtsstreitigkeiten, Stress und familiärer Belastung.
Was kostet ein Testament?
Die Kosten für ein notarielles Testament werden nach dem Gerichts- und Notar-Kostengesetz berechnet. Grundlage für die Berechnung ist das Nettovermögen der Beteiligten. Bei einem Nettovermögen von 200.000€ kostet ein Testament rund 900€ plus Umsatzsteuer. Was man für sein Geld bekommt und warum sich solche Kosten lohnen, erklärt Ihnen Notar Dr. Lohmeyer in diesem Video
Wie bereite ich mich richtig auf den Notar-Termin vor?
Vor einem Notar-Termin hilft es, einen Überblick über Ihre familiäre Situation (z.B. einen Stammbaum) und eine Übersicht über Ihre Vermögenssituation vorzubereiten. Danach können Sie Ihr persönliches Gerechtigkeitsgefühl beschreiben. Ein Notar hilft Ihnen Ihren wahren Willen in Worte zu fassen und diesen auch rechtssicher umzusetzen. Auch steuerliche Vor- und Nachteile werden berücksichtig.
Rechtswahl: Was ist das und brauche ich die?
Seit 2015 gilt europaweit, abgesehen von ein paar Ausnahmen, das europäische Erbrecht. Dieses besagt, dass immer das jeweilige Erbrecht des Staates gilt, in dem man zuletzt gelebt hat. Rechtswahl bedeutet jedoch, dass man zu Lebzeiten die wählen kann, ob stattdessen das Staatsangehörigkeitsprinzip gelten soll. Für jemanden mit Deutscher Staatsbürgerschaft bedeutet dies, dass immer das Deutsche Erbrecht gilt, unabhängig davon, wo man seinen Lebensabend verbracht hat.
Wie kann ich jemanden enterben?
Beispiel: mit dem Berliner Testament wird der Ehepartner zum Alleinerben. Dabei werden die Kinder enterbt. Man kann auch sagen "sie kommen nicht zum Zuge". Das gesetzliche Erbrecht wurde damit überwunden. Wenn Sie jemanden enterben möchten, müssen Sie dies klar zum Ausdruck bringen. Nennen Sie nicht nur wer erben soll, sondern auch wer nicht erben soll.
Achtung: Bestimmte Erben haben eine gesetzliche Mindestteilhabe am Nachlass. In Deutschland heißt dies Pflichtteil und beschreibt das Minimum an Teilhabe am Nachlass. Die enterbte Person ist dann zwar nicht mehr Teil der Erbengemeinschaft, hat jedoch einen Pflichtteilsanspruch gegen die Erben in Form einer Geldzahlung. Dieser Pflichtteil beträgt immer jeweils die Hälfte des nicht zu tragen gekommen Erbrechts. Ehepartner und Kinder haben immer einen Pflichtteilsanspruch. Gibt es keine Kinder, überträgt sich dieser Anspruch auf die Eltern.