Trauer verarbeiten: Hilfe zur Trauerbewältigung

von Afilio
01.07.2024 (aktualisiert: 31.07.2024)

Ein Herz in tiefer Trauer hat Wunden, die nur langsam heilen. Und die Narben bleiben. Mit dem Verlust eines geliebten Menschen zu leben, ist nicht leicht. Manche schaffen es nicht allein. Doch es gibt Wege und Unterstützung, die vier Trauerphasen zu bewältigen.

„Wenn das Licht erlischt,

bleibt die Trauer,

wenn die Trauer vergeht,

bleibt die Erinnerung.“

Trauer ist ein natürlicher und wichtiger Teil der menschlichen Natur. Die Gefühle schwanken dabei zwischen Kummer, Sehnsucht und Leere. Bei manchen kommen körperliche Symptome wie Müdigkeit, Schwindel, Appetitlosigkeit oder Atemnot hinzu. Doch der Trauerprozess ermöglicht es, Abschied zu nehmen und den Verlust zu akzeptieren. Mitmenschen signalisiert die Trauer, dass jemand eine schwere Phase durchlebt und Unterstützung und Fürsorge benötigt.

Trauer ist individuell

Jeder Mensch trauert anders. Es gibt keine Regeln, wie Hinterbliebene optimal mit ihrem Kummer umgehen sollten. Auch gibt es keine Zeitspanne für eine Trauerbewältigung. Trotzdem können vier Phasen und somit Aufgaben der Trauer unterschieden werden, die wellenförmig verlaufen und dazu dienen, den Verlust zu verarbeiten und zu bewältigen. Lassen Sie Ihre gesunde Trauer zu und unterdrücken Sie die Emotionen nicht, denn die Trauerphasen sind ein notwendiger Heilungsprozess.

Die 4 Phasen der Trauerbewältigung

1. Nicht-Wahrhaben-Wollen

Zu Beginn des Trauerprozesses stehen Hinterbliebene unter Schock. Sie fühlen sich hilflos, ohnmächtig und wollen den Verlust nicht wahrhaben. Mache leugnen ihn sogar. Wie lange diese Phase dauert, ist schwierig zu sagen. Sie kann Stunden, Tage oder sogar Wochen anhalten.

Unser Tipp: Mitgefühl und Anteilnahe von Seiten der Mitmenschen sind in dieser Phase wichtig. Versuchen Sie als Trauernder, Unterstützung zuzulassen und holen Sie sich Hilfe bei der Planung der Bestattung, der Trauerfeier und für sonstige To-dos.

2. Aufbrechende Emotionen

In dieser Phase können unterschiedlichste Gefühle hochkommen wie Schmerz, Traurigkeit, Wut, Angst, Verzweiflung, Schuld oder auch Erleichterung. Diese Zeit kann Wochen, Monate oder sogar Jahre anhalten. Wichtig ist: Unterdrücken Sie Ihre Gefühle nicht, sondern finden Sie Wege, diesen Ausdruck zu verleihen – etwa durch Singen, Spaziergänge, Malen oder Gespräche.

3. Suchen und Sich-Trennen

Bei dieser Traueraufgabe steht die Auseinandersetzung mit dem geliebten Menschen und seinem Tod im Mittelpunkt. Besuchen Sie Orte, die Sie an gemeinsame Erlebnisse erinnern, oder schauen Sie Fotos durch. Führen Sie innerliche Zwiegespräche und nehmen Sie nach und nach Abschied. Geben Sie sich in dieser Phase Zeit und suchen Sie sich gegebenenfalls Unterstützung.

4. Neuer Selbst- und Weltbezug

In der letzten Trauerphase tritt der Schmerz des Hinterbliebenen in den Hintergrund und er findet inneren Frieden. Er beginnt, den Tod und das neue Leben zu akzeptieren. Es werden neue Pläne geschmiedet, neue Gewohnheiten etabliert und die Zukunft gestaltet. Die Trauer wird zu liebevoller Erinnerung und es ist wichtig, diese bewusst, etwa durch kleine Rituale, zu würdigen.

Übrigens: Nicht jeder Mensch durchläuft alle Phasen dieses Trauermodells der Schweizer Psychologin Verena Kast gleichermaßen. Auch die Reihenfolge kann variieren. Ein Richtig oder Falsch gibt es bei der Trauerbewältigung nicht!

Was in der Trauer guttut

Finden Sie heraus, ob Sie Ihre Trauer mit sich selbst ausmachen oder das Gespräch suchen möchten. Denken Sie dran: Trauer ist eine notwendige Reaktion. Mitmenschen sollten dem Trauernden einfühlsam begegnen und ihm Zeit, Mitgefühl und Raum für Erinnerungen und Gefühle anbieten. Folgende Tipps können Ihnen bei der Trauerbewältigung helfen.

Abschied nehmen

Ein wichtiger Schritt, um die eigene Trauer zu überwinden, ist das Abschiednehmen. Eine würdevolle Trauerfeier bereitet dafür den Weg, für manche auch eine Aufbahrung. Das hilft, den Tod zu begreifen.

Wenn Menschen sich vor dem Tod nicht wie gewünscht verabschieden konnten, bleiben ungesagte Worte oder nicht mehr gestellte Fragen. Schreiben Sie also einen Brief – oder mehrere – und werden Sie darin los, was Ihnen noch auf dem Herzen liegt. Manchmal hilft es auch, die Dinge laut auszusprechen. Rituale unterstützen zusätzlich das Abschiednehmen, etwa das Aufstellen einer Kerze oder das Hören einer bestimmten Musik.

Positives erleben

Viele Trauernde empfinden Schuldgefühle, wenn sie lachen, etwas Schönes unternehmen oder es ihnen gut geht. Dabei gilt: Diese kurzen Momente der Freude und der Leichtigkeit sind wichtig für den Trauerprozess. Sie laden Ihre Batterien wieder auf und geben Kraft für schwierige Zeiten. Daher der Tipp: Gönnen Sie sich bewusst kleine Auszeiten, ein Abendessen mit Freunden oder eine Massage, und lenken Sie sich hin und wieder ab. Auch Sport oder Arbeiten kann helfen.

Trauerhilfe zulassen

Viele Trauernde wollen allein sein. Sich unter Menschen zu begeben, kann anstrengen. Dabei können nahestehende Personen eine große Stütze sein. Äußern Sie in einem vertrauten Gespräch Bedenken und Sorgen oder sprechen Sie über schöne Erinnerungen. Auch kann es hilfreich sein, sich mit Menschen auszutauschen, die ebenfalls einen Verlust erlitten haben.

Sie wollen Ihre Familie nicht belasten oder haben keine Unterstützung im näheren Umfeld? Wenden Sie sich an eine Selbsthilfegruppe, ein Trauernetzwerk oder eine professionelle Trauerbegleitung. Ein Trauerbegleiter schafft einen geschützten Raum und zeigt Ihnen Möglichkeiten auf, wie das Leben nach dem Verlust weitergehen kann. Auch geht es darum, Trauer zuzulassen und so zu überwinden.

Hier finden Sie Adressen zur Trauerhilfe:

Übrigens: Gute Bestatter leisten ebenfalls Trauerhilfe und wissen, dass Hinterbliebene das Gespräch brauchen. Sie können Ihnen Kontakte zu Trauerbegleitern oder Seelsorgern vermitteln.

Wenn Zeit allein nicht heilt

Trauer braucht Zeit. Doch manche Menschen spüren selbst nach einem längeren Zeitraum keine Linderung des Schmerzes. Die Einsamkeit ist erdrückend und die Emotionen sind quälend. Trauer wird zu einer chronischen Belastung. Wenn soziale Kontakte nicht mehr gepflegt werden und die Beschäftigung mit dem Verstorbenen den Alltag stark belastet, kann Trauer zum Trauma werden.

Die anhaltende Trauerstörung ist als eigenständiges Krankheitsbild anerkannt. Mit speziellen Therapien kann gezielt geholfen werden. Eine Diagnose durch einen Arzt ist immer die Voraussetzung, um Leistungen aus dem Gesundheits­system zu erhalten. Suchen Sie sich also von einer Fachperson Unterstützung, um den Verlust des geliebten Menschen zu verarbeiten.

Wie Ihr Weg zur Trauerbewältigung aussieht, können nur Sie erkunden. Doch so schlimm und unüberwindbar sich Trauer auch anfühlen mag: Mit der Zeit werden belastende Gedanken und Gefühle immer weniger werden und Sie können in liebevoller Erinnerung Ihr Leben weiter gehen.

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