Daheim oder im Heim? Wo die Pflege stattfinden soll

von Afilio
04.03.2024 (aktualisiert: 25.10.2024)

Meist sind es die Eltern, die im Alter pflegebedürftig werden. Dann stellt sich die Frage: Wo ist die beste Betreuung möglich – zuhause oder in einer Pflege­einrichtung? Erfahren Sie, welche Arten der Pflege es gibt und wie Sie gemeinsam entscheiden, welches der passende Ort ist.

Das Wichtigste in Kürze:
  • Bei der Wahl der Pflege­form -ob stationär oder Zuhause- sind der Pflege­grad, medizinische Bedürfnisse, die Wünsche der pflegebedürftigen Person und die Ressourcen der Angehörigen entscheidende Faktoren.

  • Ambulante Pflege ermöglicht Betreuung in der gewohnten Umgebung, ist oft günstiger und entlastet Angehörige. Stationäre Pflege hingegen bietet eine 24-Stunden-Versorgung sowie ein barrierefreies Umfeld.

  • Wohngemeinschaften sind eine Alternative zwischen häuslicher und stationärer Pflege und bieten sowohl individuelle als auch gemeinschaftliche Betreuung.

Die Entscheidung, wo eine Person gepflegt wird, sollte sorgfältig getroffen und mit allen Beteiligten getroffen werden. Es gilt Wünsche, Möglichkeiten und auch finanzielle Aspekte abzuwägen. Doch welche Optionen haben Sie?

Ambulante vs. stationäre Pflege

Grundsätzlich kann die pflegebedürftige Person im eigenen Zuhause oder stationär in einer Pflege­einrichtung betreut und versorgt werden. Neben Pflege­heimen zählen dazu auch betreutes Wohnen und Wohngruppen. Zunächst ist natürlich entscheidend: Was möchte die auf Pflege angewiesene Person selbst? Mehr als drei Viertel aller Pflege­bedürftigen in Deutschland nehmen häusliche Pflege vor allem in der eigenen Wohnung in Anspruch. Viele wollen unbedingt in der vertrauten Umgebung bleiben, solange es möglich ist. Hinzu kommt: Für einen Heimplatz müssen die Betroffenen hohe Kosten auf sich nehmen. Ist der finanzielle Aspekt geklärt und die zu pflegende Person einverstanden, kann ein Pflege­heim die richtige Wahl sein.

Stationäre Pflege

Stationäre Pflege bedeutet, dass die pflegebedürftige Person in einer spezialisierten Einrichtung ganzheitlich betreut und versorgt wird. Diese Form der Pflege erfolgt rund um die Uhr. Fachkräfte stehen Tag und Nacht zur Verfügung, um die Pflege­bedürftigen zu unterstützen.

Die Bewohner erhalten medizinische und pflegerische Hilfe, die auf ihren individuellen Bedarf abgestimmt ist. Das Umfeld und die Räumlichkeiten – etwa Badezimmer, Betten oder Aufzüge – sind speziell für die Ansprüche älterer oder gesundheitlich eingeschränkter Menschen angepasst.

Neben der Pflege wird oft auch ein soziales Umfeld mit Aktivitäten, Gruppenangeboten und Freizeitmöglichkeiten geschaffen. Somit ist die stationäre Pflege nicht nur für Menschen gedacht, die aufgrund ihres Gesundheits­zustandes nicht mehr in der Lage sind, selbstständig zu Hause zu leben. Auch die Möglichkeit, in einer Gemeinschaft zu leben und soziale Kontakte zu pflegen, kann die Entscheidung für eine Pflege­einrichtung beeinflussen.

Was kostet ein Heimplatz?

Eine dauerhafte stationäre Langzeitpflege ist meist ab Pflege­grad 3 der Fall. Die Kosten für die pflegerische Versorgung werden von der Pflege­versicherung getragen. Meist übersteigen die tatsächlichen Pflege­kosten jedoch die Leistungen, sodass ein Eigenanteil anfällt. Kosten für die Unterbringung und Versorgung müssen privat finanziert werden.

Die größten Posten auf der Rechnung sind also “Pflege”, “Unterkunft und Verpflegung” und “Investitionskosten”. Hinzu kommen eventuell Zuschläge und bei Bedarf Kosten für Zusatzleistungen. Zu Pflege­nde zahlen im Bundesdurchschnitt monatlich einen Eigenanteil von 2.871 Euro im ersten Aufenthaltsjahr (Stand 1. Juli 2024). Für viele sind die monatlichen Kosten schlicht unerschwinglich, weshalb diese Möglichkeit oft gar nicht erst in Betracht kommt.

Dafür ist ein Pflege­grad 2 oder höher nötig.

Vorteile der stationären Pflege:

  • 24-Stunden-Betreuung möglich
  • Medizinische Versorgung
  • Soziale Betreuung und soziale Kontakte
  • Barrierefreie Umgebung
  • Bei schweren Erkrankungen, fortgeschrittener Demenz oder hohem Pflege­aufwand

Ambulante Pflege

Bei der ambulanten Pflege wird der Pflege­bedürftige zuhause durch professionelle Pflege­kräfte betreut und versorgt. Diese Form der Pflege ist für Menschen möglich, die zwar Unterstützung benötigen, aber weiterhin in ihrer gewohnten Umgebung leben möchten.

Pflege­kräfte kommen nach einem festgelegten Zeitplan oder bei Bedarf mehrmals täglich oder wöchentlich. Ambulante Pflege dient häufig dazu, pflegende Angehörige zu unterstützen oder zu entlasten. Sie ist in der Regel kostengünstiger als stationäre Pflege, da nur die tatsächlich erbrachten Pflege­leistungen abgerechnet werden.

Die ambulante Pflege, etwa durch einen Pflege­dienst, kann verschiedene Leistungen umfassen: etwa die Grundpflege (wie Körperpflege, Ernährung, Mobilität), Behandlungs­pflege (wie Medikamentengabe, Wundversorgung), Verhinderungs­pflege und die hauswirtschaftliche Pflege.

24-Stunden-Pflege

Die meisten Pflege­dienste bieten einen 24-Stunden-Service an. Das bedeutet jedoch nicht, dass 24 Stunden eine Pflege­kraft vor Ort ist. Immer mehr Familien nutzen daher das Angebot, eine Betreuungskraft aus dem Ausland bei sich wohnen zu lassen. Diese 24-Stunden-Pflege ist eine Alternative zum Pflege­heim – wobei die Pflege­hilfe nicht immer anwesend ist, sondern 40 bis 60 Stunden die Woche arbeitet. Außerdem übernimmt die Betreuungskraft lediglich die Grundpflege, hauswirtschaftliche Tätigkeiten und alltägliche Aktivitäten. Eine medizinische Behandlungs­pflege muss zusätzlich organisiert werden.

Es gibt verschiedene Modelle für eine 24-Stunden-Pflege aus dem Ausland. Die monatlichen Kosten liegen dabei zwischen 2.200 und 3.500 Euro monatlich.

Vorteile der ambulanten Pflege:

  • Pflege zuhause in gewohnter Umgebung
  • Individuelle Betreuung
  • Flexible Einsatzzeiten
  • Entlastet pflegende Angehörige
  • Meist günstiger als stationäre Pflege

Pflege durch Angehörige

Wenn die häusliche Pflege ausschließlich von Familienmitgliedern, Freunden oder nahestehenden Personen durchgeführt wird, wird auch von Angehörigenpflege oder informeller Pflege gesprochen. Im Jahr 2020 gaben 4,9 Millionen Erwachsene an, dass sie an Werktagen regelmäßig Zeit mit der Versorgung und Betreuung pflegebedürftiger Personen verbringen. Davon waren etwa 61 Prozent Frauen. Rund 45 Prozent verbrachten mindestens zehn Stunden wöchentlich mit informeller Pflege (Quelle: Fraunhofer FIT, 2022).

Die Pflege durch Angehörige ist oft eine emotionale und physische Herausforderung, weshalb viele zusätzliche Unterstützung durch ambulante Pflege­dienste oder -hilfen in Anspruch nehmen. Es gibt verschiedene Pflege­formen, die sich in der Regel nach der Pflege­bedürftigkeit richten.

Tagespflege

Bei der Tagespflege werden pflegebedürftige Menschen tagsüber in einer spezialisierten Einrichtung betreut und versorgt, sie verbringen aber die Nächte und Wochenenden zu Hause. Sie ist eine flexible Pflege­option, die besonders geeignet ist, wenn pflegende Angehörige tagsüber entlastet werden sollen, beispielsweise während der Arbeitszeit.

Nachtpflege

Bei dieser Form der Pflege verbringt die pflegebedürftige Person den Tag in ihrem eigenen Zuhause, erhält jedoch nachts professionelle Unterstützung, wenn sie in dieser Zeit besonderen Pflege­bedarf hat. Nachtpflege kann eine wichtige Entlastung für pflegende Angehörige darstellen, insbesondere wenn die nächtliche Betreuung sehr aufwendig ist.

Kurzzeitpflege

Kurzzeitpflege ist eine Form der stationären Pflege, die für eine begrenzte Zeit in Anspruch genommen wird, um Pflege­bedürftige vorübergehend in einer Pflege­einrichtung betreuen zu lassen. Sie wird häufig in Anspruch genommen, wenn die dauerhafte Pflege zu Hause vorübergehend nicht möglich ist.

Bei Krankheit oder Urlaub des pflegenden Angehörigen kann auch die Verhinderungs­pflege für einen Zeitraum von bis zu vier Wochen pro Jahr in Anspruch genommen werden.

Die Pflege-Wohngemeinschaft

Eine neue Wohn- und Versorgungsform für Menschen mit Pflege­bedarf ist die Pflege-WG. Es gibt verschiedene Anbieter aber auch selbst organisierte Wohngemeinschaften. Jedes WG-Mitglied hat ein eigenes Zimmer, daneben gibt es gemeinschaftlich genutzte Räume. Die Pflege­kasse zahlt unter bestimmten Voraussetzungen Zuschüsse.

In Pflege-WGs fallen Kosten für die Wohnung, für die tägliche Haushaltsführung, die Betreuung und gegebenenfalls die Pflege an. Die Gesamtkosten sind mit denen eines Pflege­heims vergleichbar.

Checkliste für den Pflege­fall

Mit der Checkliste Pflege von Afilio können Sie Schritt für Schritt abhaken, was es in einem Pflege­fall zu tun und beachten gilt – wo Sie Unterstützung einholen, den Pflege­grad beantragen und wie Sie die Pflege organisieren, inklusive zahlreicher Tipps.

So finden Sie die passende Pflege

Die Entscheidung, wo die Pflege stattfinden kann und soll, sollte sorgfältig überlegt werden.

Schritt 1: Sprechen Sie mit der Pflege­bedürftigen Person über ihre Wünsche.

Schritt 2: Schätzen Sie Ihre eigenen Fähigkeiten und Ressourcen realistisch ein.

Hier sind einige wichtige Aspekte, die bei der Entscheidung eine Rolle spielen:

Pflege­grad

Wie pflegebedürftig ist die Person? Der Pflege­grad, der von der Pflege­kasse festgestellt wird, gibt Aufschluss über den Umfang der benötigten Unterstützung.

Medizinischer Bedarf

Ist eine spezielle Versorgung zu berücksichtigen? Eine spezialisierte medizinische Versorgung kann möglicherweise nur in einem Pflege­heim oder einer speziellen Einrichtung erfolgen.

Wünsche der pflegebedürftigen Person

Selbstbestimmung ist wichtig! Sofern möglich, sollte die pflegebedürftige Person in die Entscheidung eingebunden werden. Viele möchten in ihrer vertrauten Umgebung oder in der Nähe von Angehörigen bleiben. Respektieren Sie ihre Vorstellungen über den zukünftigen Wohnort und die Art der Pflege.

Möglichkeiten zur häuslichen Pflege

Ist die eigene Wohnsituation geeignet? Kommt ein ambulanter Pflege­dienst oder pflegen Angehörige, muss die Wohnung oder das Haus möglicherweise angepasst werden. Zum Beispiel kann ein barrierefreier Zugang, ein Treppenlift, ein Pflege­bett oder ein Badumbau nötig sein.

Ressourcen der pflegenden Angehörigen

Habe ich Fähigkeiten, Zeit und Möglichkeit zur Pflege? Wenn die Pflege durch Angehörige erfolgt, ist es wichtig, deren Belastung und die Bereitschaft, diese Verantwortung langfristig zu tragen, zu berücksichtigen. Verschiedene Unterstützungsangebote können Entlastung bieten.

Finanzielle und rechtliche Aspekte

Was ist bezahlbar? Prüfen Sie, welche Leistungen durch die Pflege­versicherung abgedeckt werden und welche zusätzlichen Kosten entstehen könnten. Stellen Sie auch sicher, dass rechtliche Dokumente wie Vorsorge­vollmacht und Patienten­verfügung vorhanden sind, um Entscheidungen im Interesse der pflegebedürftigen Person treffen zu können.

Jetzt vorsorgen

Soziale Kontakte

Die Möglichkeit, soziale Kontakte aufrechtzuerhalten oder neue zu knüpfen, ist für das Wohlbefinden der pflegebedürftigen Person entscheidend. In einem Pflege­heim oder einer Pflege-WG wird soziale Interaktion gefördert. Aber auch Nachbarn im eigenen Zuhause können entscheidend sein.

Langfristig denken

Was ist in der Zukunft? Beachten Sie auch die langfristige Perspektive, etwa wie sich die Pflege­bedürftigkeit entwickeln könnte und ob die gewählte Pflege­form dann noch angemessen ist. Die Art der Pflege sollte flexibel sein, sodass Sie auf Unvorhergesehenes kurzfristig reagieren können.

Kostenlose Checkliste für den Pflege­fall:

Mit der Checkliste Pflege von Afilio können Sie Schritt für Schritt abhaken, was es in einem Pflegfall zu tun und beachten gilt – wo Sie Unterstützung einholen, den Pflege­grad beantragen und wie Sie die Pflege organisieren, inklusive zahlreicher Tipps.

Quellen

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